Über die Entstehung und Erbauung des Jagdschlosses „Zum Possen“ ist leider nur sehr wenig bekannt. Die Jahreszahl 1619, auf einem Dachziegel, gibt Anlaß zu der Annahme, daß bereits um diese Zeit ein Jagdhaus an dieser Stelle gestanden haben kann. Dieses Haus ist vermutlich verfallen und später neu errichtet worden, denn 1670 tauchte der Name „Zum neuen Jagdhaus auf dem Oberspierschen Forste“ auf.
Der Chronist Otto Fleischhauer gibt als Erbauungsjahr 1730 an. Es ist heute nicht mehr nachzuweisen, ob zu dieser Zeit das bereits vorhandene Jagdhaus umgebaut oder an seiner Stelle ein neues errichtet wurde. Seit dem Jahr 1732 gibt es Rechnungen, die nachweisen, daß verschiedene Handwerkerarbeiten zur Instandsetzung des neuen Jagdhauses getätigt wurden. Dieses Haus scheint aber noch keinen festen Namen gehabt zu haben, denn aus einer anderen Quelle, einer Karte von 1737, geht hervor, daß es ebenso die Bezeichnung „Jagdschloß auf dem Vogelgesang“ führte.
Der Vogelgesang ist die alte Bezeichnung für die angrenzende Flur. Eine ganze Anzahl von Wissenschaftlern hat versucht, den Namen „Possen“ zu deuten. Man hat Possen von „Busch“ abgeleitet oder auch von dem Personennamen „Pozzo“. Eine eindeutige Erklärung ergab sich jedoch nicht. Im Volksmund hat sich die Deutung des Namens nach einer Legende aus der Geschichte des Sondershäuser Fürstenhauses erhalten. Nach einer langjährigen Instandsetzungsperiode wurde das Jagdschloß im Frühjahr 1738 feierlich durch den damaligen Fürsten Günther I. eingeweiht. Viele Einladungen waren ergangen. Aber die Stiefgeschwister des Fürsten, die sich in Ebeleben aufhielten,blieben ausgeschlossen. Da die Angehörigen des Fürstenhauses wegen des kurze Zeit vorher eingeführten Erstgeburtsrechts uneinig waren.
Trotzdem erschien die Stiefschwester des Fürsten, Christiane Wilhelmine, auf dem Fest und überreichte ein verfertigtes Gedicht, das mit den Worten begann: „Ich komme Euch zum Possen“. Fürst Günther ging auf diesen Scherz ein und legte dem Schloß den Namen „Zum Possen“ bei. Ob diese Legende den Tatsachen entspricht, ist nicht nachzuweisen, jedoch wird seit dem Jahre 1738 das Haus stets als Jagdschloß „Zum Possen“ bezeichnet. An die Entstehung des Namens erinnert unwillkürlich eine Stelle aus dem Lustspiele „Der blinde Lärm oder die zwei Witwen“unseres heimischen Dichters Karl Wezel, wo er die Frau v. Tönningb . c. ausrufen läßt: „Ich möchte rasen; man tut mirs zum Possen. Aber zum Possen bin ich gekommen, und zum Possen will ich dableiben“,….
Da Wezels Lustspiele 1783 herausgekommen, also viel früher geschrieben sind, so konnte Wezel die Ausdrücke und ihren Sinn noch von Zeitgenossen gehört, lind sie zu einer ähnlichen scherzhaften Situation in seinem Lustspiele verwendet haben.